Interview mit unserem Bundestagskandidaten Lars Maximilian Schweizer

Kommunalwahlen 2019, Landtagswahlen 2021 und jetzt noch obendrauf die Wahlen zum 20. Deutschen Bundestag. Was hat Dich persönlich motiviert, für den Bundestag zu kandidieren? In diesen schwierigen Zeiten?

Unsere Welt ist im Umbruch und es geht darum, die Dinge in die Hand zu nehmen – und nicht einfach abzuwarten, was passiert. Genau dieser Wunsch zu Gestalten motiviert mich, mich politisch zu engagieren. Und wer in der Politik gestalten will, muss sich zur Wahl stellen, die Bürger*innen entscheiden lassen und wenn er die Zustimmung bekommt, über ein politisches Amt die Zukunft gestalten.

 

Du hast eine junge Familie. Wie steht sie zu Deiner Kandidatur?

Meine Familie unterstützt meine Kandidatur. Darum geht es doch schließlich, um die Welt, die wir kommenden Generationen hinterlassen. Um die Welt in der meine Kinder leben müssen. Ein neuer Gesellschaftsvertrag ist mehr als überfällig. Doch mit der aktuellen demografischen Entwicklung altert nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die politischen Entscheidungsträger. Genau deshalb ist es so wichtig, dass sich junge Menschen engagieren. Und deshalb unterstützt meine Familie auch diese Kandidatur.

 

Du lebst und arbeitest momentan in der grünen Hochburg Tübingen. Und jetzt wahlkämpfst Du ausgerechnet im seither tiefschwarzen Wahlkreis Neckar/Zaber. War das eine eher sportlich zu sehende Entscheidung?

Wir wissen alle, dass mit der Berufswahl ein enormer Entwicklungsprozess einher geht. Mich hat das nach Tübingen geführt. Aber meine Wurzeln sind hier. In der jungen Generation hat der Begriff „Heimat“ immer so einen blechernen Klang. Aber das ist es gerade: Ich will in meiner Heimat und für meine Heimat gute, zukunftsorientierte Politik machen.

 

Wie kam es überhaupt dazu, dass Du Dich bei Bündnis 90/die Grünen engagierst?

Wie bei vielen Grünen war es wohl die Erkenntnis, dass etwas passieren muss, damit wir unsere Welt nicht völlig zugrunde richten. Da reicht es nicht zu reden und zu hoffen, das andere etwas tun. Da muss man selbst anpacken.

 

Welche politischen Ziele setzt Du Dir?

Für mich sind die drei großen Themen Klimaschutz, Innovation und Zusammenhalt wichtig. Die gilt es im Großen wie im Kleinen zu leben. Was passiert, wenn sich das Klima verändert, können wir schon seit einiger Zeit am eigenen Leib spüren. Auch die Weingärtner und Landwirte können ein Lied davon singen. Und die Corona-Pandemie zeigt eindringlich, welchen Stellenwert sozialer Zusammenhalt hat – und wie fragil dieser gerade in diesen Zeiten ist. Wenn wir da anpacken, profitieren alle.

 

Momentan in aller Munde: der Begriff Klimawandel. Was willst Du persönlich dazu tun, dass Du Deinen Kindern und Enkeln in sagen wir mal 40 Jahren, noch ehrlich in die Augen schauen kannst?

Vor allem will ich sagen können, dass ich nicht nur zugesehen habe! Ich will meinen Kindern und Enkeln mit gutem Gewissen erklären können, dass ich mich mit anderen reingehängt habe. Natürlich sind wir in Baden-Württemberg im weltweiten Klimageschehen nur ein kleines Licht, aber wir sind ein Licht mit Strahlkraft: Wenn wir das mit dem Klimaschutz gut hinbekommen und dabei unsere Wirtschaft profitiert, wird das andere inspirieren. Genau da will ich ansetzen: Wir müssen die Bedingungen schaffen, damit Klimaschutz und eine starke Wirtschaft zusammen kommen.

 

Du bist Fußballtrainer bei der DJK Ludwigsburg. Wie siehst Du eine Verbindung zwischen einem Politiker und einem Fußballtrainer?

Verbindungen gibt es da viele. Gute Politik muss Teamplay sein. Wenn einer auf dem Spielfeld seinen Kopf durchsetzen will, leidet das Gesamtergebnis. Das ist in der Politik genauso. Jede und jeder leistet seinen individuellen Beitrag, damit das große Ganze funktioniert. So ist das auch in Politik und Gesellschaft. Da gibt es nicht die einen Wichtigen und die anderen Nachgeordneten. Oft sind es kleine Ideen, Impulse oder Verbindungen, die überraschend neue Lösungsansätze anstoßen.

 

Wie sieht Dein ganz normaler Alltag aus?

Mein Alltag läuft wie bei so vielen Menschen irgendwo zwischen Familie, Job und Ehrenamt. Dabei habe ich das Glück, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte und schon heute im politischen Betrieb, genau genommen im Haus der Abgeordneten in Stuttgart arbeite. Dieses Glück ist gleichzeitig auch eine Gefahr: Wenn man Dinge mit Herzblut macht, schaut man nicht so genau auf die Uhr und verliert sich bisweilen in wichtigen Dingen. Um es kurz zu sagen: Mein Alltag ist ein Spagat zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, den ich bisher gut hinbekomme.

 

Wie würden andere Dich beschreiben?

Na ja, dass jemand in meinem Alter in die Politik strebt, ist ja doch eher selten. Insofern erleben mich viele Menschen als ambitioniert und jemand, der weiß was er will. Damit einher geht natürlich ein gewisses Selbstbewusstsein, das ich über meine Zeit als Trainer beim Fußball entwickelt habe. Man muss schon eine gewisse eigene Überzeugung haben, dass man weiß, wie was geht, bevor man versucht, anderen das beizubringen. Was Leute mir auch bescheinigen ist mein Gemeinsinn, der spiegelt sich sowohl im Vereins-Engagement als auch in meiner politischen Arbeit wider. Dass ich als verlässlich gelte, gehört vermutlich zum Paket – sonst wäre ich nie diesen Weg gegangen, den ich gegangen bin.

 

Wo siehst du Herausforderungen?

Eine große Herausforderung im politischen Geschäft ist es, den verschiedenen Positionen und Meinungen immer wieder genug Raum zu geben. Wir leben in einer Zeit, in der Dissens als negativ und als Gefahr gesehen wird. Dabei sind Meinungsverschiedenheiten eine super Chance, die andere Seite der Dinge zu sehen, die man selbst ggf. einfach ausblenden würde. Deshalb ist es mir wichtig, auch kontroverse Auseinandersetzungen zu führen – solange dabei Anstand und Menschenwürde gewahrt werden.

 

Dein Lieblingsgericht?

Ok, jetzt könnte ich natürlich typische Grüne-Klischees bedienen, aber mal ehrlich: Ich habe eine Schwäche für den Klassiker LKW. Allerdings muss es da dann schon die schwäbische Variante sein, also auf einem Laugenweckle.

 

Weinregion Neckar/Zaber – trinkst Du als Sportler überhaupt mal ein edles Tröpfchen? Oder ein Bierchen?

Das ist ein guter Punkt. Tatsächlich trinke ich als Sportler ziemlich wenig. Dabei ist Wein definitiv mein Favorit. Bei mir in der Familie haben wir eine enge Beziehung zum Wein-Business, sowohl in Sachen Herstellung als auch beim Handel, da liegt mir Wein geradezu im Blut.

 

Kommst Du noch zum Lesen und wenn ja, welches Buch liest Du gerade?

Da ich viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin, finde ich immer wieder mal Zeitfenster zum Lesen. Allerdings komme ich in den letzten Monaten, in denen mein politisches Engagement durch die Landtagswahl und nun auch durch die bevorstehende Bundestagswahl deutlich zugenommen hat, leider weniger dazu. Aktuell lese ich Barack Obama „Ein verheißenes Land“. Ein tolles Buch!

 

Gibt es ein Zitat, das Du auf Dich beziehen kannst?

Da kann ich direkt wieder bei der ersten Frage anschließen: „Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.“